Gutshaus Papendorf, am 26. September 2001

Dieses Protokoll wurde von Lara Mallien während der Pressekonferenz simultan mitgeschrieben. Der Beginn der Pressekonferenz wird verzögert, weil vor dem Gebäude aufgebrachte Mitarbeiter der Peeneland Agrar GmbH, die den Schaden verursacht hat, gegen die Veranstaltung demonstrieren. Sie haben für die Demonstration frei bekommen und sind mehrheitlich von anderen Gemeinden angereist. Außerdem sind Bürger der Ortsteile Waschow und Papendorf dabei, die bei der Peeneland und der Siloanlage der ATR Landhandel GmbH & Co. KG in Waschow angestellt sind. Sie haben Schilder dabei, auf denen zu lesen ist: „Luck und Truk, Verläumdung“, „Wir brauchen eure Weißheiten nicht“, „Wir wollen unsere Felder sehen und nicht suchen“ etc. Es werden lautstark Parolen gegen die „Ökos“ gerufen. Die „Zugereisten“ bekommen zu hören: „Verschwindet von hier“. Es kommt sogar zu Handgreiflichkeiten, als einige der Demonstranten versuchen, sich gewaltsam Zutritt zum Saal zu verschaffen. Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder versuchen, die Situation zu erklären, und schlagen schließlich eine Bürgerversammlung vor, deren Termin von den Arbeitern bestimmt werden soll.

Johannes Heimrath, stellvertretender Bürgermeister: Ich möchte mich entschuldigen. Ich wollte zeigen, dass es uns wichtig ist, mit den Menschen von der Peeneland GmbH einen Dialog zu finden.

Ich wollte, wir hätten nur die Geschichte mit dem Herbizid, dann hätten wir ein eindimensionales Problem, das sich einfach lösen ließe. Zu allem, was hier passiert, gibt es den Hintergrund von lange schwelenden Konflikten zwischen der Gemeinde und dem Betreiber der Peeneland Agrar GmbH. Ein Beispiel: Auf dem Standort in Waschow wurde von einem verbundenen Unternehmen, der ATR Landhandel GmbH, deren Geschäftsführer ebenfalls Bernard Kowolik ist, ein großes Getreidesilo ohne Genehmigung errichtet. Die Gemeinde hat auf der Suche nach einem Kompromiss den Bauantrag zurückgestellt, um Zeit zu gewinnen, sich eine Meinung zu bilden. Der Landkreis hat daraus geschlossen, dass die Gemeinde ihr Einvernehmen zu diesem Projekt versagt. Das ist jedoch nicht richtig, die Gemeinde hat nicht über Zustimmung oder Ablehnung entschieden. Also hat der Landkreis rechtswidrig eine Baugenehmigung an der Gemeinde vorbei erteilt. Diese Baugenehmigung ist voller Rechtsfehler: Z.B. wurde die Raumordnung nicht befragt, die klar sagt, dass an diesem Standort keine Genehmigungsmöglichkeit besteht.

Wir haben mit dem Landkreis mehrere Gespräche geführt und mehrmals angeboten, alle Beteiligten an einen runden Tisch zu bringen. Die Forderungen der Gemeinde sind keine Dinge der Unmöglichkeit:

Wir wollen eine Zuwegung, welche die Anwohner nicht mehr mit den LKWs belastet, eine Lärmdämmung auf dem Stand der Technik, wir möchten, dass das größte Silo entweder in der Höhe gekürzt wird oder dass es an einen anderen Standort verschoben wird, um das Landschaftsbild nicht so stark zu beeinflussen.

Auf diese Punkte haben wir vom Landkreis nie eine Reaktion bekommen. Der Landkreis ist auf keinen der Vorschläge eingegangen. Obwohl wir Bernard Kowolik mehrmals offiziell und halboffiziell eingeladen haben, hat er immer in letzter Minute den Termin abgesagt.

Vor diesem Konflikt spielt sich nun dieses Pflanzendrama ab. Wir haben uns größte Mühe gegeben, relativ nahe an der Sache zu bleiben. Es ist aber auch menschlich unvermeidlich, dass sich in einem die Dinge aufstauen: Was tun wir jetzt, wenn es sogar bei einem kleinen Betrieb wie dem Kräutergarten Pommerland e.G., den wir mit größter Mühe hier über die Jahre hinweg aufgebaut haben, durch die Peeneland GmbH zu einer existenzbedrohenden Sperrung der Fläche kommt, auf der dieser Betrieb seine ökologische Ware anbaut.

Draußen stehen 40 Leute, die meinen, wir wollen einen Großbetrieb, der seit langen Jahren besteht, in Grund und Boden arbeiten. Nichts davon kann stimmen. Wir suchen nur einen way of life, der ihm und uns das Leben in dieser Gemeinde vernünftig möglich macht. An diesem Punkt erkennen Sie, dass die Gemeinde nicht weiß, was sie mit diesem Betrieb machen soll. Wir brauchen Hilfe, nicht nur, was den Herbizid-Skandal angeht. In Bezug auf die Peeneland GmbH sind wir mit unserem Latein am Ende.

Ich bin im Jahr 1997 hier hergezogen und habe das Vertrauen der Gemeindeeinwohner gewonnen, so dass ich heute stellvertretender Bürgermeister bin. Wir haben viel Arbeit hierher gebracht: 18 Arbeitsplätze sind zusätzlich zu denen unserer zugezogenen Mitarbeiter hier in der Gemeinde entstanden. Zugegeben, davon sind 2 ABM-Plätze im Rahmen des Kräutergarten-Projekts, 3 ABM-Plätze für den Tast- und Duftgarten und 2 SAM-Plätze für die Landschaftspflege, aber der Rest sind langfristige Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Es sind hier kleine Unternehmen entstanden, die Leute gegründet haben, die in unserem Begeisterungsschwung mit in die Gemeinde gezogen sind, in der vorher 80% reale Arbeitslosigkeit war.

Wir haben allein durch den Mirabell-Verein über eine Viertelmillion Mark in die Gemeinde gebracht: Davon wurde eine große ABM finanziert, Geräte gekauft, es wurde sehr viel Arbeit geleistet, die natürlich nicht gleich sichtbar ist, sich aber in den kommenden Jahren zeigen wird.

Ich würde gerne einen Weg finden, auch mit der Peeneland GmbH fruchtbar zusammenzuarbeiten.

Sie erleben jemand, der ziemlich fassungslos ist. Vielleicht kann der erste Bürgermeister das Wort übernehmen.

Matthias Andiel, 1. Bürgermeister: Vor der Tür stehen Mitarbeiter der Peeneland, dies ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es Bürger, die mich auch ansprechen: Tag und Nacht fahren wegen der Siloanlage 40-Tonner durch den Ort, das stellt eine große Belastung dar. Hier draußen sehen Sie nur den einen Teil der Gemeinde, der sich, ausgelöst durch das Herbizidproblem, in seiner Arbeit betroffen fühlt. Hier im Raum sitzen vor allem diejenigen, die ökologische Betriebe haben und deshalb um ihren Arbeitsplatz bangen. Wir sitzen mitten in dem Problem, in dem sich Mecklenburg-Vorpommern befindet.

Wir sind noch gar nicht zur Vorstellungsrunde gekommen, und sollten jetzt zur Tagesordnung übergehen.

Ich würde gerne auch den Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Stimme hören zu lassen. Deshalb haben wir vor der Tür angeboten, eine Bürgerversammlung einzurichten.

Ich würde vorschlagen, dass die Presse auch den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung steht.

Eingeladen zu dieser Pressekonferenz waren der Landwirtschaftsminister, der seinen Vertreter Herrn Buchwald geschickt hat, die Gesundheitsministerin, die durch Frau Hülße vertreten wird, das Gesundheitsamt Anklam vertreten durch Frau Wessel, der Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachsungsamtes Anklam Herr Vogel, das Greifswalder Pflanzenschutzamt mit Herrn Stiemer und Herrn Lücke, Pressevertreter und Spezialisten der Herstellerfirma von Brasan, der Syngenta GmbH, betroffene Biobauern, Bürgerinitiativen, der Gesellschafter der Schaf GBR und Peeneland, Olaf Ceszkleba, der leider nicht gekommen ist, ebenso wie der Vorsitzende des Bauernverbandes Herr Rosner.

Johannes Heimrath: Wir hatten eine kurze Ansprache vorbereitet, um das Gewicht unserer Aussagen von den bloßen geschädigten Pflänzlein auf das zu richten, was über die Gemeinde hinausgeht. Ich fühle mich jetzt aber nicht in der Stimmung, dies vorzutragen. (Direkt zur öffentlichen Erklärung: hier klicken.)

Unbekannter Landwirt: Wir fühlen uns als Berufsstand im allgemeinen angegriffen, deshalb möchte ich das hören.

Johannes Heimrath: Ich sage Ihnen die Qintessenz: Es ist ein nicht überbrückbarer Gegensatz zwischen denen, die Gifte verwenden wollen, und denen, die ökologisch giftfrei wirtschaften möchten. Wir möchten die Möglichkeit haben, in dieser Auseinandersetzung, die im besten Fall in einen Meinungsbildungsprozess münden kann, auch den Willen der Bürger in der Gemeinde einzubringen. Dann ließen sich die Flächen in dem Sinn verteilen, dass hier ökologische Flächen sind, dort konventionelle, dazwischen ein Schutzgebiet. Das kann so weit gehen, dass eine Gemeinde sagt: Wir möchten ganz und gar ökologisch arbeiten. Es kann auch sein, dass eine Gemeinde sich für konventionellen Anbau ausspricht. Das würde die Möglichkeiten schaffen, dass die unversöhnlichen Fronten zu einem Dialog finden. Im Moment ist immer der Biobauer derjenige, der vor dem Verlust seiner Existenz steht. Das System benachteiligt diejenigen, die eine bestimmte Art von Anbau für sich realisieren möchten, und das ist nicht gerecht. Wir möchten die Frage stellen, ob man die Hoheitsrechte um diesen Punkt erweitern kann, dass die Gemeinde mit entscheiden kann, wie auf ihrem Gebiet angebaut wird.

Auch Bernard Kowolik und Olaf Czeskleba haben einen ökologischen Schafbetrieb. Dessen Flächen grenzen an dasselbe Feld wie das des Kräuteranbaus, insofern ist er in derselben Situation wie die Kräutergarten Pommerland e.G.

Landwirt: Sie wollen den Leuten vorschreiben, was sie zu tun haben.

Johannes Heimrath: Der Sinn einer Pressekonferenz ist, gebündelte Informationen zur Verfügung zu stellen. Ich bitte, die Diskussion im Anschluss an die Konferenz zu führen. Und es gibt hier sicher wichtige Informationen, die ausgetauscht werden müssen.

Die Aussage des Herstellers von Brasan, dieses Mittel sei nur so schwach giftig, dass in den verwendeten Konzentrationen eine Beeinträchtigung auszuschließen ist und andererseits die Tatsache, dass sich so viele Menschen krank fühlen, haben uns zu weiteren Überlegungen veranlasst.

Angeblich soll die Abdrift von Brasan durch den Wind geschehen sein, aber wir haben festgestellt, dass es sich unabhängig von der Windrichtung über große Flächen hinweg ausgebreitet hat. Auch hier überlegten wir, wie das sein kann. Der Hersteller sagt, Clomazone sei flüchtig, und dann sollte man erwarten, dass Ausdünstungen schnell in höhere Luftschichten entweichen. Statt dessen hat sich das Mittel in Bodennähe langsam über eine ganze Region ausgebreitet.

Diese beiden Widersprüche haben zu folgenden Beobachtungen im ganzen Bundesland geführt: Die gravierendsten Verfärbungen der Zeigerpflanzen treten immer bei einer Kombination von zwei Feldern auf: Feldern mit frisch angesätem Winterraps, der mit Brasan behandelt ist und Feldern mit abgeerntetem Raps, wo die Ausfallsaat mit einem Totalherbizid wie Durano oder Roundup behandelt wird. Es dauert eine Weile, bis der Raps verfault und währenddessen liegt dieser Gestank von faulendem Kohl über dem ganzen Land. Der Verdacht liegt nahe: Vielleicht lagert sich das Brasan an ein Molekül dieser Fäulnisgase an, das sich als Transportmittel anbietet und es überallhin verteilt. Es könnte unter Umständen sein, dass erst diese Mischung aus Fäulnisgasen und Clomazone einen Reaktionsmechanismus auslöst, der zu gesundheitlichen Schäden führt. Selbstverständlich sind wir keine Fachleute. Aber, wenn der Verdacht nahe liegt, dass eine Kombination aus zwei Mitteln die Ursache für die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sein könnte, ist höchste Zeit, dass Studien zu diesen Kombinationswirkungen begonnen werden. Darüber hinaus gibt es keine Studien, die zeigen, was ein längerer Aufenthalt in solchen Giftwolken auslöst.

Mit solchen Fragen gebe ich jetzt das Wort an den Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, Herrn Buchwald.

Dr. Jürgen Buchwald: Ich komme hier in meiner Rolle als Abteilungsleiter Verbraucherschutz und Veterinärwesen als Vertreter von Till Backhaus. Wir sind eingeladen, zu dem Thema Herbizidauswirkung auf benachbarte Flächen Stellung zu beziehen.

Dr. Lücke und Dr. Röber sind als Spezialisten des Pflanzenschutzamtes dabei. Frau Prof. Hülße ist in Vertretung von Gesundheitsministerin Frau Bunge hier.

Kurz zur Chronologie der Ereignisse: Am 31. 8. ist auf der Fläche neben dem Melissenfeld von Pommerland e.G. das Herbizid Brasan gespritzt worden.

Am 10.9. sind Schäden festegestellt worden durch die Kräutergarten Pommerland e.G.

Am 15.9. hat das Pflanzenschutzamt den Schaden aufgenommen und ein Verzehrverbot aus Vorsicht ausgesprochen.
Herr Stiemer hat ein Protokoll erstellt, aus dem sich ergibt, dass es eine Abdrift von Brasan war, das in Hausgärten und Kräuterfeldern zu Schäden geführt hat.

Am 20.9. fand ein Ortstermin in Klein Jasedow statt, bei dem auch das Landwirtschaftsamt vertreten war. Es sind Bodenproben und Pflanzenproben gezogen worden. Über die Ergebnisse werden Sie in der Folge in Kenntnis gesetzt werden.

Wir haben Informationen bekommen, dass an anderen Orten in Mecklenburg-Vorpommern Nebenwirkungen von Herbizidauswirkungen festgestellt wurde. Bis heute sind uns 33 Beschädigte bekannt.

Zu diesem Fall ergingen Presseerklärung von Landwirtschaftsministerium und Gesundheitsministerium.

Nun zu den problematischen Herbiziden: Es handelt sich um Herbizide auf der Basis von Clomazone, die in Deutschland zur Unkrautbekämpfung zugelassen sind. Bei Brasan sind Vorschriften in der Anwendung besonders genau zu beachten, um Schäden zu vermeiden. Es ist aber so, dass kein gesundheitlicher Schaden durch Clomazone zu befürchten ist.

Sie sprachen vorher an, dass Clomazone leicht flüchtig ist, weil es einen recht niedrigen Schmelzpunkt hat. Deshalb wurd das Mittel in 3-jähriger Zusammenarbeit mit entsprechenden Stellen sorgfältig getestet. Wir werden alle Ergebnisse, die wir jetzt durch die Untersuchung der aktuellen Fälle erzielen, weitervermitteln, auch die von Ihnen genannten Beobachtungen einer möglichen Wechselwirkung, damit diese Zusammenhänge gründlich erforscht und Gefährdungen ausgeschlossen werden.

Aufgrund der Sensibilität bei der Ausbringung haben wir mehrmals auf die Maßnahmen bei der Anwendung von Brasan hingewiesen und schreiten auch in Fällen ein, wo es zu Nebenwirkungen kommt.

Die Mehrzahl der 33 Fälle ist auf die Mittel Brasan, Nimbus oder Cirrus zurückzuführen.

Im Boden des Zitronenmelissenfeldes haben wir keine Rückstände gefunden. Rückstände waren in Melissenblättern, Brombeerblättern und auch in einem Apfel, allerdings an der Nachweisgrenze, so dass keine Gefährdung vorliegt.

Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, Gefährdungen der Verbraucher zu vermeiden. Es gibt die Mitteilung der Firma Syngenta, dass die Produkte gegessen werden dürfen. Unabhängig davon empfehlen wir, Produkte gar nicht zu verzehren, die im 20m-Umkreis gespritzter Felder gewachsen sind. Das generelle Verzehrverbot des Pflanzenschutzamtes werden wir aufheben.

Das Pflanzenschutzamt ermittelt in allen 33 Fällen vor Ort.

Ganz klar ist: die strengen Auflagen müssen von Landwirten eingehalten werden. Dafür stehen wir ein und das überwachen wir auch. Wenn es Verstöße gibt, werden sie von uns geahndet.

Wenn weitere Fälle vermutet werden, wenden Sie sich bitte an das Landespflanzenschutzamt. Wir werden prüfen, ob es sich um derartige Schädigungen handelt.

Hier in Klein Jasedow hat der Betrieb die Verursachung eingestanden und wird Schadensersatz leisten. Das ändert nichts daran, dass ein Ordnungswidrigkeitsverfahren anlaufen wird.

Wenn Sie den Beitrag im Nordmagazin gesehen haben, haben Sie auch gehört, dass der Minister Unterstützung angeboten hat. Durch Flächenaustausch sollen Schäden minimiert werden. Schadensersatzansprüche sind gegenüber den Verursachern anzubringen. In der Regel ist klar, wer die Fächen bewirtschaftet.

Als Folgerungen, die das Landwirtschaftsministerium zieht, führe ich an:

Wir intensivieren die Kontrolle der Pflanzenschutzmittel.

Wir haben die Weisung an die Veterinär- und Lebensmittelämter gegeben, regionale Produkte besonders zu berücksichtigen, um sie besonders zu prüfen.

Wir betreiben eine verstärkte Aufklärungs- und Beratungstätigkeit insbesondere in Bezug auf die Abdrift bei den Landwirten.

Wir sind in engem Austausch mit dem Sozialministerium, um uns mit den gesundheitlichen Beschwerden zu befassen.

Zu den Auswirkungen für den ökologischen Landbau: Es ist uns bewusst, dass diese Betriebe in besonderem Maße betroffen sind, wenn auch nur der Verdacht entstehen könnte, ihre Produkte seien mit Pflanzenschutzmitteln kontaminiert. Das hat ja direkt Auswirkungen auf ihr Geschäft. Von Flächen, die kontaminiert sind, dürfen diese Produkte nicht als kbA-zertifiziert verkauft werden. Wenn Bodenproben Rückstände ergeben, verlieren die Felder ihre Zertifizierung. Wenn keine Rückstände vorliegen, droht nicht der Entzug der Zulassung. Sind Produkte unterhalb der Höchstgrenzen kontaminiert, dürfen sie weiterhin im konventionellen Bereich vermarktet werden. Für die wirtschaftlichen Schäden, die entstehen, ist der Verursacher verantwortlich.

Die Untersuchungen sind durch diejenigen durchzuführen, welche ihre Produkte vermarkten wollen. Ich finde es gut und richtig, dass der Landkreis Ostvorpommern ebenfalls Verdachtsproben gezogen hat.

Jetzt kann Herr Dr. Röber speziell zu den Untersuchungsergebnissen überleiten.

Simone Schäfer, Kräutergarten Pommerland: Die Prüfstelle Grünstempel hat die Zertifizierung des Melissenfeldes bereits aberkannt. Ich möchte fragen, wie damit umgegangen wird.

Jürgen Buchwald: Das wird eine vorsorgliche Maßnahme gewesen sein. Unsere Abstimmung hat ergeben, dass, wenn keine Rückstände in der Fläche sind, keine Aberkennung droht.

Presse: Haben Sie sich konkret mit Grünstempel abgestimmt? Welche Kontrollstellen gibt es hier im Land?

Herr Ewald: Es gibt 13 zugelassene Kontrollstellen. Buchwalds Ergebnis ist mit einigen dieser Kontrollstellen abgestimmt worden. Im konkreten Fall betrachten wir das Problem individuell.

Herr Dr. Röber: Wir haben im Zitronenmelissenfeld Bodenproben gezogen und haben diese mit einer Probe des Rapsschlags verglichen: Beide enthielten keine Rückstände von Clomazone und Dimethachlor.

In den grünen Melissenblättern lagen die Werte unter der Nachweisgrenze. Auch bei stark gezeichneten Blättern liegt die Größenordnung von Clomazone bei dieser Höhe.

Ich erkläre kurz den Unterschied zwischen dem Begriff Bestimmungsgrenze und Nachweisgrenze. Die Bestimmungsgrenze ist die Untergrenze, über der man überhaupt Spuren eines Stoffes feststellen kann. Unterhalb der Bestimmungsgrenze wird keine Aussage mehr gemacht. Unterhalb der Nachweisgrenze ist es ab irgendwann nicht mehr möglich, einen Nachweis festzustellen. Laut der Rückstandshöchstmittelverordnung liegt der Höchstwert von Clomazone bei 0.01 mg in Raps und anderen genießbaren Lebensmitteln. Diesen Wert haben wir in der Pulower Melisse festgestellt.

In den Brombeerblättern der unmittelbar angrenzenden Hecke war in den grünen Blättern das Clomazone nur in geringen Mengen nachweisbar und in den gelben Blättern überhaupt nicht mehr nachweisbar. Das ist naheliegend, denn wenn das Mittel seine Wirkung entfaltet, zerfällt es.

Die Obstprobe aus dem naheliegenden Kleingarten hat ergeben, dass sich das Clomazone in der Schale in der untersten Nachweisgrenze bewegt. Umgerechnet auf den ganzen Apfel fällt der Wert jedoch unter jede Grenze.

Frau Prof. Hülße: Ich bin Leiterin des Landesgesundheitsamts und wurde von Frau Dr. Bunge gebeten, sie wegen eines langfristigen Termins zu vertreten. Zunächst eine Kritik: Ich hätte mir gewünscht, dass sehr früh das Gesundheitsamt einbezogen worden wäre: Man hätte so Unruhe vermeiden und die Sache besser steuern können.
Im Namen der Ministerin versichere ich, dass wir alle notwendigen Maßnahmen einleiten werden. Wir haben in den letzten Tagen eine ausführliche Literaturrecherche durchgeführt, was nicht ganz einfach war. Schließlich haben wir im Internet Informationen über Auswirkungen auf den Menschen gefunden. Eine Recherche aus den USA von namhaften Toxikologen besagt, dass Clomazone leicht toxisch eingeschätzt wird, es konnte an Tieren keine chronische Toxizität nachgewiesen werden, kein Kanzerogeniät. Mehrere Metabolismenstudien haben gezeigt, dass das Mittel nach 90 bis 92 Stunden wieder ausgeschieden wird.

Wir haben einen Toxikologen gefunden, der die Blutproben untersuchen wird. Das Gesundheitsamt hat ihm die Blutproben übergeben. Morgen beginnt die Diagnostik durch einen Chemiker. Ergebnisse liegen wahrscheinlich erst Montag vor.
Morgen wird in diesem Raum eine Sprechstunde stattfinden, wo allen Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, sich vorzustellen, wir haben einen Analysebogen entwickelt, um die Beschwerden zu erheben. Wir würden in eklatanten Fällen Blutabnahmen durchführen und an Spezialisten weitergeben. Das Gesundheitsamt wird auch weiterhin allen Bürgern anbieten, dass jederzeit Untersuchungen durchgeführt werden.

Frau Dr. Wessel vom Gesundheitsamt: Es kamen zu uns aus einer Sprechstunde Informationen, und Hinweise von Bürgern aus der Gemeinde haben zu einem Gespräch mit Frau Simon geführt, bei dem auch Herr Heimrath und Herr Andiel zugegen waren. Wir haben um möglichst konkrete Informationen gebeten, denn wir müssen uns um eine große Region kümmern. Wir haben versucht, Beschwerden zu objektivieren. Ich habe Kontakt zu vielen Arztpraxen aufgenommen und muss sagen, dass die Infekthäufigkeit im fraglichen Zeitraum offenbar tatsächlich zugenommen hat. Die Krankheitsbilder der Patienten passen zu den Effekten, die mutmaßlich in Zusammenhang mit dem Clomazone beschrieben werden. Wir haben deshalb beschlossen, diesen umweltmedizinischem Fragebogen zu entwickeln, um die Sache genauer betrachten zu können.

Wir stehen wirklich jederzeit zur Verfügung. Ich habe auch angeboten, dass wir auch außerhalb der regionalen Dienstzeiten angerufen werden können.

Matthias Andiel: In einer Bürgerversammlung haben uns 18 Bürger über ihre Beschwerden informiert. Deshalb haben wir als Sofortmaßnahme bereits ein eigenes Frageblatt entwickelt. Ich übergebe Ihnen hier die ersten Rückmeldungen. Sie haben gesehen, welcher emotionale Hintergrund in der Gemeinde herrscht. Es kann sein, dass sich der eine oder andere gar nicht traut, sich zu outen, weil er bei der Peeneland arbeitet. Die öffentliche Sprechstunde ist eine gute Form. Es muss aber auch möglich sein, dass Sie Fragebogen an Haushalte versenden, damit jeder inkognito antworten kann.

Wessel: Da spricht nichts dagegen. Sie können mich auch privat erreichen oder eine Nachricht auf dem privaten Anrufbeantworter hinterlassen. Aufklärung erfordert Mitarbeit von allen Seiten, und um diese Mitarbeit bitten wir einfach. Wir wollen unterstützen, dass etwas in Bewegung kommt. Wir sind immerhin verantwortlich für 115 000 Einwohner.

Herr Peter Hefner (Sprecher der Herstellerfirma Syngenta): Herrn Heimrath kenne ich ja schon, aber ich hoffe, dass das ein seltenes Ereignis bleiben wird. Frau Wessel hat um Mitarbeit gebeten, und genau diesen Punkt möchte ich aufgreifen. Das erste, was uns erreicht hat, war die Kunde, dass gesundheitliche Beschwerden in Klein Jasedow aufgetreten sind. Wir haben uns mit dem Gesundheitsamt in Verbindung gesetzt und alle Daten zur Verfügung gestellt. Wir hoffen, dass wir uns so gut wie möglich verhalten haben. Wenn nicht, sagen Sie es uns, damit wir es das nächste Mal besser machen können.

Ich habe auch die Sorge der Biobetriebe gehört. Auch Herr Götz war zugegen. Wir haben, soweit das möglich ist, reagiert und aus eigener Initiative Vertreter zu dem Betrieb geschickt.

Wenn das Landwirtschaftsministerium von 33 Hinweisen spricht, sollten wir diese klar als Hinweise benennen. Die Fälle müssen erst geklärt werden. Es muss auch geklärt werden, inwiefern Brasan überhaupt beteiligt war, denn es gibt noch andere Produkte. Ich möchte dazu ermuntern, abzuwarten, bis genaue Zahlen vorliegen, in wievielen Fällen tatsächlich Schäden durch eine Abdrift von Brasan passiert sind.

Wir haben kein Problem, uns an einen Tisch zu setzen und über Lösungen zu diskutieren.

Es gibt kein Entweder-Oder bei ökologischer und konventioneller Landwirtschaft. Wir sollten ein Forum finden, in dem alle in einen Dialog treten können.

Die Firma Syngenta hat das Problem ernst genommen. Wir werden alles tun, um die Gemütslage der Verbraucher wieder zu beruhigen. Wir fragen aber auch, ob nicht die Emotionen alleine schon Schaden für die Biobetriebe gebracht haben.

Biolandwirt Frank Schubert: Herr Buchwald sagte, Brasan sei besonders schwierig zu handbhaben …

Herr Hefner: Clomazone wirkt auf den Farbstoff Chlorophyll, dadurch bleichen die Pflanzen an gewissen Stellen aus. Es gibt Pflanzen, die sensibel reagieren. Die Weißfärbung ist ein pflanzenphysiologischer Vorgang, er lässt keine Rückschlüsse auf Toxikologie oder Rückstände zu.

Bis jetzt ließen sich die Schäden durch die Ausbringung von Brasan in erster Linie auf Windabdrift zurückführen. Die so genannte sekundäre Wirkstoffverlagerung (bei der sich ein Wirkstoff über weite Flächen unabhängig von der Windrichtung verteilt) mussten wir erst in ganz geringem Umfang diskutieren. Bundesweit sind nur 1 bis 2 Fälle gemeldet.

Biolandwirt Markus Maas: Mir erscheint es unwahrscheinlich, dass im ganzen Land Schäden auftreten. Es kann doch nicht sein, dass die Landwirte überall falsch gehandelt haben?

Herr Hefner: Ich habe damit keine Aussagen für die Zukunft getroffen, ich habe Ihnen nur die Faktenlage genannt, wie sie vorliegt. Fachbehörden werden beurteilen, welche Zusammenhänge vorliegen. Ich habe keine Prognose gemacht, wie die Fälle dieses Jahr zu beurteilen sind.

Presse: Es wurde vorhin der niedrige Schmelzpunkt von Brasan angesprochen …

Mitarbeiter von Herrn Hefner: Schmelzpunkt und Dampfdruck stehen in direktem Zusammenhang. Der Schmelzpunkt liegt etwas unter dem anderer Produkte, bei 35 Grad Celsius. Deshalb hat der Wirkstoff Clomazone die Tendenz, zu verdampfen. Auch die Bodenverhältnisse und Witterungsbedingungen spielen eine Rolle. Eine Sekundärverlagerung kann dann durchaus erfolgen, wenn mehrere solcher Faktoren zusammentreffen, nur waren uns bis jetzt wie gesagt nur 1-2 Fälle von Sekundärverteilung bekannt, alle andere Fälle ließen sich auf Abdrift zurückführen. Es mag durchaus sein, dass in diesem Jahr eine Konstellation aufgetreten ist, die stärker auf die Sekundärverlagerung hinweist.

Gemeindevertreter Markus Süßmann: Können sich Konstellationen ergeben, dass sich beim Verdampfen von Brasan dieser Wirkstoff in alle Himmelsrichtungen ausbreitet? Wie erklären Sie sich, dass es sich überall hin niederlässt, mehrere hundert Meter entfernt vom gespritzten Feld, sogar durch Waldstücke hindurch?

Mitarbeiter von Herrn Hefner: Es gibt auch Windwirbel und Unterströmungen. Winzige Luftbewegungen reichen aus, um diese Stoffe in alle Richtungen zu verlagern. Das sind kleine Mengen. Aufgrund der spezifischen Wirkung sieht man die Schäden am Chlorophyllverlust der Pflanzen.

Matthias Andiel: Auch Menschen inhalieren all das, was sich durch den Wind ausbreitet. Darüber ist noch gar nicht gesprochen worden.

Hefner: Vom Wirkstoffprofil her wurde Entwarnung gegeben. Frau Wessel hat es doch gesagt: Stellen Sie sich beim Gesundheitsamt vor, es ist doch alles in die Wege geleitet.

Presse: Sind die Anwender des Mittels über die Problematik mit dem niedrigen Schmelzpunkt informiert?

Hefner: Die Anwendung von Brasan ist gut dokumentiert, in der Gebrauchsanweisung wird der Schmelzpunkt genannt.

Markus Süßmann: In Ihren Unterlagen wird allerdings als Schmelzpunkt 25 Grad Celsius angegeben.

Johannes Heimrath: Das ist korrekt, in der Wirkstofferklärung steht 25 Grad, Sie haben aber gerade 33 Grad genannt.

Herr Hefner: Wenn es hier eine Differenz gibt, klären wir das ab und informieren Sie später.

Olaf Spillner, Bürgerinitiative Hohenbüssow: Ich bin enttäuscht, dass wir als einfache Bürger offenbar exaktere Informationen haben als das Gesundheitsministerium und die Hersteller. Die kalifornische Datenbank Extoxnet sagt über Tierversuche mit Brasan: Die Leber vergrößert sich, die Reproduktionsraten bleiben gleich, aber das Gewicht der Nachkommen wird kleiner. Davon hat das Ministerium offenbar keine Kenntnis. In den technischen Unterlagen dort steht klar, dass der Schmelzpunkt von Clomazone bei 25 Grad liegt.

Markus Maas: Herr Hefner hat die Produktinformation herausgegeben: Dort steht eindeutig 25 Grad Celsius. Ich hätte Sie besser vorbereitet erwartet. 33 Grad ist eine ganz andere Frage, bei sommerlichen Temperaturen sind 8 Grad Unterschied für die Gefahren bei der Anwendung sehr wesentlich.

Mitarbeiter Syngenta: Herr Heimrath, ich habe nur das zitiert, was mir als Angaben vom Hersteller vorliegen. Ich beharre auf 33 Grad, aber das hilft in der jetzigen Situation nicht weiter.

Johannes Heimrath: Ich möchte nur, dass festgehalten wird: Sie haben in den Unterlagen, die der Hersteller zur Zulassung einreicht, 33 Grad, und im Produktprospekt steht 25 Grad. Was immer das bedeutet, Sie wollen es prüfen und uns mitteilen.

Presse: Ist es richtig, dass die Zulassung von Brasan ausläuft und dass deshalb die Landwirte bei der Ausbringung großzügiger vorgehen?

Herr Hefner: Bei der Zulassung eines Mittels sind drei Behörden beteiligt: Das Bundesamt für Landwirtschaft und Forsten, das die biologische Wirkung testet, das Umweltamt, das Gefährdungen für die Umwelt ausschließen muss und das Gesundheitsamt, das für die Sicherstellung der Gesundheit verantwortlich ist. Die erste Zulassung für das Mittel Brasan endet mit diesem Jahr. Das hat allerdings nichts mit Risiken zu tun, sondern mit den normalen verwaltungstechnischen Vorgängen. Ein Wiederzulassungsverfahren ist bereits beantragt. Es hat keine Sonderverkaufsaktionen im Hause Syngenta gegeben. Das würde auch keinen Sinn ergeben, denn wir möchten es ja im nächsten Jahr weiter vermarkten.

Herr Stiemer vom Pflanzenschutzamt: Es war ja schon im Gespräch, dass manche Landwirte das Mittel nicht handhaben können. Die Windberechnung ist z.B. in hügeligem Gelände wie in Pulow sehr kompliziert. Jeder Landwirt sollte sich Gedanken machen, ob er den Raps um so ein Dorf herum anbaut. Ich habe mit der Peeneland GmbH erste Gespräche geführt und mich als Moderator angeboten. Der erste Schritt wurde von Seiten der Peeneland getan, indem sie den Schaden ersetzen werden. Wir werden als amtlicher Pflanzenschutz diese Fälle genau auswerten, weil wir in diesem Jahr Witterungsbedingungen hatten, die sich begünstigt auf diese Dampfphase ausgewirkt haben. In diesem Jahr haben wir ständig Niederschläge gehabt und höhere Temperaturen als sonst im August.

Obwohl die Unternehmen nach fachlicher Praxis gearbeitet haben, ist es zu Schäden gekommen. Die Betriebe haben um 9 Uhr oder 10 Uhr morgens aufgrund der steigenden Temperaturen die Ausbringung eingestellt. Wetteraufzeichnungen zeigen, dass nachmittags an diesen Tagen um 14 Uhr 28-30 Grad gemessen wurden. Das legt die Annahme nahe, dass das Mittel nach dem Ausbringen am Nachmittag in eine Dampfphase übergegangen ist.

Die Unfälle können also durch zwei verschiedene Möglichkeiten passiert sein: 1.) Indem die Landwirte unsachgemäß vorgegangen sind, Windverhältnisse, Temperatur, Höhe der Ausbringung und Druck nicht beachtet haben. 2.) Dass die Witterungsbedingungen im Land, die erhöhte Feuchtigkeit und die höheren Temperaturen auch bei sachgemäßer Ausbringung eine Ausbreitung von Clomazone bewirkt haben.

Wir müssen solche Schäden von unserem Land abwenden. Es ist nicht so, dass in erster Linie der Landwirt die Umwelt belastet. Auch andere Faktoren müssen berücksichtigt werden.

Presse: Auf welchen Flächen ist Brasan im Land ausgebracht worden?

Herr Stiemer: Solche Angaben unterliegen dem Datenschutz, wir können nur Produktanalysen bei den Betrieben durchführen.

Johannes Heimrath: Der Landwirtschaftsminister hat zugesagt, eine flächendeckende Analyse zu machen und die Rapsfelder zu kartieren.

Herr Dr. Lücke, Leiter des Pflanzenschutzamtes: Ich denke auch, dass wir nach den Analysen mit Syngenta besprechen müssen, wie man mit diesem Mittel weiter verfährt. Es scheint nach den Erfahrungen dieses Jahres wirklich schwierig zu sein. Die sekundäre Verlagerung hat in diesem Jahr offenbar eine stärkere Rolle gespielt.

Die uns gemeldeten Fälle sind ganz unterschiedlicher Art. Zum einen sind eine Reihe von Biobetrieben betroffen. Manchmal sind nur ein paar wenige Blätter verfärbt, dann ist wieder ein ganzer Garten in Mitleidenschaft gezogen. In der Mehrzahl der Fälle wird es Brasan gewesen sein, aber es waren auch andere Produkte dabei.

Zur Hypothese, dass die aufsteigenden Gifte von abgeernteten Rapsflächen eine Rolle spielen, der man natürlich nachgehen muss, kann ich aber nichts sagen. Wenn es auf reifen Raps regnet, stinkt es auch bis ins Auto hinein. Das ist eine Eiweißverbindung, die schon von sich aus diesen Geruch verursacht. Diese Hypothese ist sehr mit Vorsicht zu genießen. Damit würde ich nicht an eine Zeitung gehen.

Johannes Heimrath: Wir wollten auch nur darauf hinweisen, dass hier Gase entweichen, und möchten darauf dringen, dass Kombinationswirkungen untersucht werden.

Herr Röber: Fäulnisgase riechen sehr intensiv und können sich weit verfrachten. Die Molekültransport-Hypothese hat aber sicherlich keinen Halt, man riecht es ja auch, wenn jemand Knoblauch isst.

Johannes Heimrath: Sie können sich also nicht vorstellen, dass Wechselwirkungen stattfinden?

Herr Röber: Wenn es regnet, riecht Ihr Acker doch auch anders, das ist doch etwas ganz normales.

Johannes Heimrath: Es geht hier nicht darum, ob es riecht oder nicht, sondern ob die Möglichkeit von Wechselwirkungen untersucht wurde. Vielleicht ist auch ein natürlicher Stoff, wie das Senföl des Raps, in der Lage, zusammen mit Clomazone allergische Reaktionen zu verursachen?

Presse: Wie groß schätzen Sie den Schaden für die ökologische Landwirtschaft ein?

Biolandwirt Willy Götz: Der ökologische Landbau ist flächendeckend nachhaltig zerstört worden. Es ist ein nachhaltiger Schaden für das Image des ökologischen Landbaus entstanden. Ich möchte Stellung nehmen vor allem gegenüber dem Vertreter von Herrn Backhaus. Ich habe einen Strauß Rosen von den Vorgärten unserer Dorfbewohner mitgebracht. Sie sehen den Schaden an den weiß verfärbten Blättern. Stellvertretend für mein Dorf überreiche ich Ihnen diesen Strauß Rosen. Damit dieses dornige Geschenk nicht ganz so sticht, ist es mit einer Tüte umwickelt, auf der steht: „Naturkost Vorpommern“. Das können wir uns ab heute abschminken. Ich werde gleich zeigen, warum.

(Willy Götz übergibt einen unansehnlichen Strauß roter Rosen mit vergilbten und weiß verfärbten Blättern. Herr Buchwald wirkt betroffen.)

Wir Biobauern beobachten unsere Böden sehr gründlich. 10 Tage, nachdem mein Nachbarbetrieb die Rapsfelder gespritzt hat, habe ich auf unseren Böden seltsame Veränderungen festgestellt. Es war nicht erklärbar, weil sie flächendeckend auftraten. Zuerst sucht man selbstverständlich die Fehler bei sich selbst. Ich habe überlegt, ob mein Boden einen Mangel hat, Gelbfärbung kann nämlich auf Eisen- oder Magnesiummangel zurückzuführen sein. Als ein Kollegenbetrieb, der etwa 100 km entfernt liegt, mich besucht hat und von genau dem gleichen Schadensbild erzählte, haben wir noch herumgealbert und ich habe gesagt: Mensch, du lässt den Boden genauso verhungern wie ich. Wir sind nicht im Ansatz auf die Idee gekommen, dass mit der Umwelt etwas nicht stimmen könnte.

Erst als die Pulower eine Warnmeldung herausgegeben haben, haben wir und viele Kollegen unseren Bestand kontrolliert: siehe da, es waren diese Symptome, die Sie gerade vor sich sehen.

Ich habe versucht, die Ämter sofort einzuschalten, die in diesem Fall benötigt werden, Ordnungsamt, Lebensmittelüberwachungsamt und auch das Landwirtschaftsamt informiert. Ich habe für den gleichen Tag eine Begehung meiner Flächen erbeten, die auch durchgeführt wurde. Der Skandal dabei ist, dass nur auf mein absolutes Drängen hin überhaupt erst etwas aufgenommen wurde. Das einzige, was ich bis heute habe, ist ein Protokoll des Veterinäramtes. Das Pflanzenschutzamt hat mir kein Protokoll zukommen lassen, es wurden auch keine Bodenproben gezogen. Ich habe selbst erwirkt, dass von den Produkten, die sich bereits im Handel befanden, Proben gezogen wurden.

Gerade weil ich Biolandwirt bin, besteht meine Kundschaft aus sensiblen Menschen – Müttern mit Kindern, Schwangeren, Allergikern. Und ich habe eine halbe Tonne belastetes Gemüse in Umlauf gebracht – da muss man doch sofort reagieren!

Die Probe wurde letzten Freitag gezogen, per Kurier nach Rostock gebracht. Es dauert 48 Stunden, sie zu analysieren. Bis heute habe ich kein Ergebnis. Ich empfinde es als Skandal, wie wir als Landwirte hier behandelt werden.

Bis jetzt ist noch kein Wort des Bedauerns von irgendeiner Seite gefallen. Die einzigen Worte der Anteilnahme erhielt ich von meinem Kollegen, dem Landwirt, der auf den benachbarten Feldern gespritzt hat: Er hat die Schäden sehr bedauert und gesagt, wenn er die Folgen gewusst hätte, hätte er das Mittel nie verwendet.

Ökologische und konventionelle Landwirtschaft werden immer stärkere Konflikte miteinander austragen müssen, wenn sich der Ökolandbau weiter ausbreitet.

Wenn ich das Landwirtschaftsministerium richtig verstanden habe, wird mir verboten, und zwar unabhängig von den Ergebnissen der Analyse, die Produkte als kontrolliert biologisch zu verkaufen. Geschätzt beläuft sich der Schaden von meinem Hof auf 158 000 DM. Das ist der ungefähre Wert meiner Früchte, die jetzt auf meinen Feldern stehen. Und das ist nur MEIN Betrieb. Ich kenne dieselben Probleme von all den anderen Höfen, die in Greifswald auf dem Ökomarkt sind. Der Greifswalder Ökomarkt, die regionale Versorgung mit Produkten, die Frau Künast wünscht, gehört jetzt der Vergangenheit an. Wir müssen den Markt vermutlich ein Jahr lang aussetzen.

Jetzt möchte ich vom Ministerium wissen: Der Flächentausch soll die angebotene Hilfe sein??? Die Nachbarflächen sind doch genauso chemisch kontaminiert wie alle anderen.

Wenn wir seit 10 Jahren versuchen, kleine Inseln der nichtchemischen Kontamination zu schaffen und in 10 Jahren ein Vertrauen mit den Kunden aufgebaut haben: Wir können größtmögliche Rückstandsfreiheit garantieren. Wenn dann so ein Schlag kommt, wo ein Betrieb nach dem anderen meldet, er sei befallen, dann möchte ich wissen, wie Sie sich als Ministerium überhaupt dazu stellen.

Hilfe kann doch nur heißen: Schadensbegrenzung und festzustellen: Was ist passiert, wie sieht der Schaden aus? In unserer Situation wird erst nach 30 Tagen gehandelt, so dass die Firma, die eventuell verantwortlich ist, erst jetzt die Bodenproben zieht. Von den Behörden wurde keine Probe angeordnet.

Es ist richtig, dass uns der Anbauverband nicht einfach die Zertifizierung entziehen kann. Wir sind aber heute in einer Sonderkontrolle, in der sämtliche Biolandbetriebe kontrolliert werden. Es steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass die Zertifizierung entzogen wird. Es geht hier auch nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Kontaminierung. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dürfen wir die gesamte Ernte dieses Jahres nicht mehr als Bioprodukte verkaufen. Also können wir das Ganze unterpflügen, denn über den konventionellen Handel haben wir keine Absatzkanäle.

Ob wir eine Aberkennung bekommen, ist gesetzlich geregelt und hängt von der zuständigen Stelle ab. Diese ist auf dem Weg der Behörden meines Wissens noch gar nicht informiert worden, obwohl sie eigentlich als erste vor Ort hätten sein müssen. Statt dessen musste sie ihre Informationen der Presse entnehmen. Jetzt warten alle auf die Ergebnisse des Pflanzenschutzamtes.

Die Größe des Problems ist noch gar nicht erkannt worden. Überlegen Sie sich das doch psychologisch: Das Erntedankfest steht vor der Tür. Können Sie mir sagen, was wir feiern sollen? Unser Acker steht voll mit den Produkten und wir können sie nicht verkaufen. Wir werden hängengelassen, was die Analyse betrifft. So wird mit den Biobauern umgegangen, und das liegt nur daran, dass wir eine viel zu kleine Lobby haben.

In meinem Betrieb wird es auf einen sehr langen Rechtstreit hinauslaufen. Es ist wahrscheinlich, dass viele Betriebe ganz aufgeben müssen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Mitarbeiter zu entlassen. Ich möchte irgendjemand bitten, uns zu sagen, was wir als Hof tun sollen? Däumchen drehen und unsere Tiere versorgen? Was ist mit den Tieren, sie sind doch auch ökologisch zertifiziert. Was ist mit den Eiern, die unsere Hühner legen? Niemand hat sich in diese Zusammenhänge auch nur ansatzweise hineingedacht.

Herr Stiemer: Im Grundsatz teile ich die gesamten Bedenken. Das Prozedere bei der Abfassung der Schäden ist für Außenstehende tatsächlich kaum nachvollziehbar. Es sind nicht nur die Ökobetriebe, die in Ängsten sind, es sind auch Bürger. Ich wünsche mir, dass die Bürger vor Ort besucht werden und dass man sich ein konkretes Bild verschafft.

Unsere Behörde hatte den Auftrag zu ermitteln: Sind Symptome in den ökologischen Feldern zu ermitteln? Diese Feststellung veranlasst uns zu der Aussage, dass diese Produkte nicht mehr ökologisch zu verwerten sind. Mit den hier genannten Grenzwerten sind sie als ökologische Produkte nicht mehr auf den Markt zu bringen.

Für Laien ist es in der Tat nicht verständlich: Die eine Behörde sagt, sie dürfe keine Proben nehmen, weil sie lebensmitteltechnisch nicht relevant ist. Das Lebensmitteluntersuchungsamt wiederum nimmt nur Proben von geernteten Früchten. Die kontaminierte Kultur auf dem Feld ist aber nicht geerntet. Von einem normalen Standpunkt aus ist nicht verständlich, warum hier nicht schnell gehandelt wird, wo doch Gefahr in Verzug ist.

Unsere Aufgabe in den Ökobetrieben war, festzustellen; Besteht die Gefahr einer Kontamination anhand der Leitkräuter? Diese Information ist per Telefon ans landwirtschaftliche Amt nach Bützow weitergegeben worden. Es gibt für Herrn Götz noch kein Protokoll, weil wir schlichtweg nicht zum Schreiben kommen. Ich kann meinen Ökobetrieben das Protokoll nicht schicken, weil wir bei all diesen Schadensmeldungen schlichtweg keine Zeit haben!

Die Betriebe wurden von uns sofort aufgesucht. Auch die ganze Datenerfassung ist erfolgt.

Presse: Können Sie den Schaden der Kräutergarten Pommerland e.G. in Zahlen benennen?

Simone Schäfer: Wir können keine definitiven Zahlen nennen. Vom Labor haben wir gehört, dass die Untersuchung drei Wochen lang dauert. Wir schweben total in der Luft, haben einen Produktionsstopp verhängt. Was ist außerdem mit den geernteten Wildfrüchten? Amtlich fest steht nur die Kontamination der Melisse. Werden uns nun die Flächen aberkannt, ja oder nein? Da gibt es widersprüchliche Informationen.

Olaf Spillner: Ich vertrete die Bürgerinitiative Hohenbüssow. Früher war dieser Ort vor allem ein Rückzugsgebiet für Senioren. Heute wohnen dort 50 % junge Leute, viele Kinder. Wir haben bei uns zu „Kunst offen“ 300 Besucher gehabt, die unser Dorf als geradezu paradiesisch beschrieben haben. Was in unseren Gärten wächst, ist noch ökologischer als die Produkte eines Biolandwirts, denn es muss nicht mal mit dem Auto zum Markt gefahren werden. Unter den Bewohnern gibt es drei Schwangere. Die Bürger litten unter Symptomen wie Erbrechen, Magengeschichten, Hautreizungen etc., an all dem, was die Nicht-Betroffenen nicht wahrhaben wollen. Wenn jemand jetzt von außen mit einem Wert kommt, nützt das den Betroffenen überhaupt nichts. Es sind immer die Sensiblen, die ein Gift anspricht. Es reagieren ja auch nur die sensiblen Pflanzen – die Betroffenen in Hohenbüssow sind menschliche Zeigerpflanzen.

Das Clomazone ist auf unseren Feldern durch das Mittel Nimbus ausgebracht worden. Ich fand es interessant, dass die Frau vom Ministerium weniger Informationen hatte, als ich im Internet gefunden habe, dass sich z.B. bei Versuchen an Welpen mit Clomazone die Leber vergrößert hat und dass die Nachkommen deutlich kleiner waren.

Was ich hier ansprechen möchte, ist der Imageschaden für das Tourismusland Nr. 1, Mecklenburg Vorpommern. Wobei zu bedenken ist, dass die große Zahl der Besucher auf dem schmalen Streifen zu finden ist, wo keine Traktoren fahren können – an der See. Hier im Hinterland wird mit der Farbe Gelb geworben, dem schönen Gelb der Rapsfelder. Nun bringen die Landwirte ein Mittel auf den Raps, das ausgerechnet die Blätter gelb färbt. Der Name des Mittel ist Nimbus (Latein), „der Glorienschein“, die Götter, die aus dem Nebel zu uns sprechen. Aber die Kehrseite dieser potemkinschen Schönfärberei für das Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern ist Gift und Gülle. Ich meine nicht Gift und Galle, doch was sollen die Bewohner tun, die in einem Dorf leben, das ringsherum von einer Agrarindustrie in die Zange genommen ist, von riesigen Feldern umgeben, die rund um die Uhr mit Gülle gesättigt werden, auf die später Clomazone gespritzt wird und von denen dann giftige Dämpfe aufsteigen.

Es gibt ja das Schlagwort: „Bunt statt braun“. Das möchte ich jetzt erweitern: „Bunt statt gelb!“ Grün ist so wichtig. Es geht um den Sauerstoff, den wir alle brauchen.

Herr Buchwald: Ich möchte unbedingt auf Herrn Götz antworten, denn das hat mich sehr betroffen gemacht (sucht nach Worten). Entschuldigen Sie bitte, wenn ich meine Aussagen zu sehr aus der technischen Perspektive vorgetragen habe.

Mein Ziel ist, einen Beitrag für den Verbraucherschutz zu leisten, dafür zu sorgen, dass Nahrung sicher ist. Wir haben zwei Aspekte grundsätzlich zu berücksichtigen: Wann ist das Produkt giftig? Zum Glück haben wir gehört, dass die Produkte keine gesundheitlichen Schäden nach sich ziehen.

Das andere Problem ist, dass Sie Ihre Produkte nicht mehr ökologisch verkaufen können und Sie in den konventionellen Markt nicht hineinkommen. Deshalb sehe ich es als wichtig an, dass die Kontrollstellen jetzt genau untersuchen, wie es im Einzelnen aussieht. Ich kann die Betroffenheit aller Flächen nicht einschätzen.

Willy Götz: Bei mir sind es 21 Hektar, die betroffen sind, und aus 21 Hektar besteht mein Betrieb.

Herr Buchwald: Es wird entscheidend sein, ob die Untersuchungen Kontaminationen des Bodens ergeben. Es ist mir bewusst, dass auf jeden Fall ein finanzieller Schaden entsteht. Die Hilfe, die der Minister anbietet, ist die Möglichkeit, solche Schäden in Zukunft zu vermeiden. Das ist natürlich nicht so einfach. Die konventionellen Landwirte können mit den Ökolandwirten nicht einfach tauschen. Aber es gibt ja auch Extensivierungsflächen, die sich für den Tausch eignen.

Zur Frage, warum Sie nicht informiert wurden. Gestern war die Kontrollbehörde Gützkow bei uns im Ministerium. Wir sind vom Umfang der uns gemeldeten Probleme überrascht und haben ein gewisses Kapazitätsproblem.

Herr Dr. Vogel, Veterinäramt: Sicherlich ist es nicht leicht nachvollziehbar, wann wer was und wo zu proben hat. Die Veterinärbehörden sind zuständig, die Produkte zu beproben, die im Handel sind. Für die Kontrolle der eigenen Produktion ist der Produzent selber zuständig, egal ob Landwirt oder Bäcker. Ich muss mich davon überzeugen, dass ich mit meinem Produkt keinen Schaden anrichten kann. Die Kostenseite ist im Nachhinein zu regeln. Das ist schwer nachvollziehbar, aber das ist unsere Rechtslage.

Biolandwirtin: Wie soll ich eine Kontrolle machen, wenn ich gar nicht weiß, was ich kontrollieren soll?

Herr Vogel: Ich muss mir Gedanken machen: Wie kann mein Produkt möglicherweise geschädigt werden? Als Landwirt ist man der Natur ausgesetzt und außer der Natur auch anderen Einflüssen: Industriebetrieben, anderer Landwirtschaft. Das ist ein Problem, das für den ökologischen Anbau gilt.

Markus Maas: So ist die Rechtslage. Wir haben es hier aber mit Schadensfällen zu tun, bei denen an diversen Stellen auch Strafanzeige erstattet worden ist. Die Behörde hat es versäumt, rechtzeitig Proben zu ziehen. Jetzt ist es schon zu spät. Wie soll der Bauer nachweisen, dass ihm ein Schaden entstanden ist? Dazu fehlt ihm jedes Budget.

Wenn es schon so lange dauert, die Daten zusammenzutragen, wie lange werden wir uns dann wegen Schadensersatz streiten? Die Verhandlungen sind ja nicht nur mit einem einzelnen Bauern zu führen, sondern oft auch mit mehreren Betrieben, die ihre Felder rings um die Biohöfe haben.

Es wäre eine Aufgabe des Agrarministeriums, sich hier wirklich um diese Betriebe zu kümmern. Sie selbst können eine solche Klage nicht durchstehen.

Was wird passieren, wenn größere Betriebe betroffen sind? Was wird, wenn Schäden bei Viehbetrieben deutlich werden?

Ich vermisse ein konkretes Angebot von Syngenta. Kann diese Firma nicht unbürokratisch Hilfe anbieten? Um den Ruf dieses Mittels zu wahren, könnte sie doch den Biobetrieben Kapital zur Verfügung stellen? Warum kommt er nicht von selbst auf diese Idee?

Bis jetzt sind 33 Fälle gemeldet, aber ich weiß nicht, wo wir Ende der Woche stehen?

Herr Buchwald: Hier ist das Problem: durch die Kontaminierung wurden die Produkte nicht giftig. Aber sie können nicht ökologisch vermarktet werden. Konventionelle Betriebe sind also nicht betroffen.

Das Sozialministerium kümmert sich um mögliche gesundheitliche Folgen.

Wenn ich in meiner Existenz direkt betroffen bin, dann werde ich aktiv. Sie, Herr Götz, haben ja richtig gehandelt, Sie sind mit dem Veterinäramt in die Läden gegangen, um Ihre Produkte zu überprüfen.

Biolandwirt Frank Schubert: Haben Sie sich Gedanken gemacht über die Auswirkungen des Mittels auf das Trinkwasser?

Frau Wessel: Die Überwachung des Trinkwassers liegt beim Gesundheitsamt und erfolgt regelmäßig. Es finden in regelmäßigen Abständen Proben statt, bei denen das Wasser auch auf Pflanzenschutzmittel hin untersucht wird. In Lassan sind bis jetzt keine Auffälligkeiten gewesen. Ich habe mit der PeeWa gesprochen, dass nächste Tests in naher Zukunft durchgeführt werden sollen und speziell auf Pflanzenschutzmittel geachtet werden soll. Es dauert ja auch immer eine Weile, bis die Mittel ins Grundwasser gelangen .

Matthias Andiel: Wissen Sie, dass sich der Trinkwasserbrunnen in Lassan in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Mülldeponie befindet?

(Die Antwort von Frau Wessel war leider nicht verständlich)

Herr Vogel: Ich erhielt am 20.9. von Herrn Götz die Information, dass eine Feldbegehung mit Vertretern des Pflanzenschutzamtes geplant sei. Binnen zwei Stunden stand ich auf den Feldern von Herrn Götz. Neben Herrn Götz waren ein Lehrling und Vertreter der Agrar GmbH Karlsburg anwesend. Ich habe dort Herrn Götz auch einen Kontrollbericht ausgehändigt.

Auffällig war, dass selbst in den Gewächshäusern Verfärbungen sichtbar waren. Das haben Vertreter vom Pflanzenschutzamt festgestellt.

Noch zur Zuständigkeit: Es mag befremdlich sein, aber wenn man in einer Behörde tätig wird, hat man zu allererst zu prüfen, ob sie zuständig ist. Wenn ich nicht zuständig bin, ist alles, was ich tue, nichtig.

Ich bin für die Überwachung der Urproduktion auf dem Feld nicht zuständig. Vielleicht ist das auch ein Mangel in der Gesetzesgebung.

Die Verprobung der Produkte im Naturkostladen Greifswald wurde am 21.9. vorgenommen. Ich sehe hier kein Versäumnis auf unserer Seite, ein Mangel des Handelns kann meiner Behörde nicht vorgeworfen werden.

Ich habe die Auskunft bekommen, dass es nach der Methode L0004 untersucht wird, das bedeutet 48 Stunden Reinigung, dann eine Analyse per Gaschromatograph. Heute Morgen war das noch nicht abgeschlossen.

Bei aller Tragik, die Sie jetzt trifft, hat unsere Behörde im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Sicherheit der Lebensmittel Sorge getragen.

Markus Süßmann: Ich bin Gemeindevertreter und Mitglied dieser Bürgerinitiative, und ich möchte darüber sprechen, was mich betroffen macht: Mein jüngerer Sohn hat sich während dem Spritzen der Felder in Klein Jasedow aufgehalten, er ist dort in einer Kinderbetreuung. Ihm war am Abend schlecht und er hatte Fieber. Am nächsten Morgen war nichts mehr. Das wiederholte sich mehrmals. Dann bewegen mich die Äußerungen von Willy Götz.

Was wird das Landwirtschaftsministerium angesichts solcher Betroffenheit tun? In dieser Situation fordere ich ein absolutes Spritzverbot, bis die Folgen solcher Pflanzengifte abschließend geklärt wurden.

Herr Buchwald: Die Betroffenheit der Biobauern wird Thema sein, aber fragen Sie mich bitte nicht hier und heute, wie wir Ihnen ganz konkret helfen können. Einen Aspekt haben wir: Von den Produkten geht keine Gesundheitsgefährdung aus.

Andererseits muss analysiert werden, welche gesundheitlichen Belastungen zum Zeitpunkt der Ausbringung vorgetragen wurden.

Die Dramatik im Einzelfall ist massiv, aber man muss auch die absoluten Zahlen sehen, dass bei 250 000 Hektar Raps nur 33 Betriebe betroffen sind.

Klaus Holsten, Mitglied der Pulower Bürgerinitiative: Sie wollen doch Mecklenburg-Vorpommern zum Ökoland Nr. 1 machen, aber was tun Sie in dieser Situation für die Biobauern? Das Gegenteil scheint doch der Fall zu sein?

Herr Buchwald: Es ist richtig, wir wollen wesentlich mehr Ökolandbau haben, aber selbst wenn wir auf 20% kommen, behalten wir 80% konventionelle Landwirtschaft. Die hat auch eine Existenzberechtigung, sie ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor.

Markus Süßmann: Braucht es geschützte Grenzen, damit ökologischer und konventioneller Landbau nebeneinander existieren können? Eine Ghettoisierung kann doch nicht die Lösung sein. Ist nicht dieser Schritt sinnvoll: Ich warte alle Untersuchungen ab, und es wird vorläufig nicht mehr gespritzt? Was tun Sie, um weitere Gefährdungen auszuschließen?

Herr Buchwald: Man kann Schäden nicht vollständig ausschließen. Wo Menschen handeln, können Fehler passieren. Wir werden diese Sachen verfolgen. Das Pflanzenschutzamt wird stärker kontrollieren und die Landwirte aufklären. Das sind Vorkommnisse, die nicht einschätzbar sind. Wir werden es nicht vollständig ausschließen können, dass es an irgendeiner Stelle durch den Einsatz von Herbiziden zu Abdrift kommt.

Markus Süßmann: Das können Sie mit dem Ökoland Mecklenburg-Vorpommern vereinbaren?

Herr Buchwald: Der Ausbildungsstand der Landwirte soll verbessert werden. Es gab sicherlich Defizite in der Vergangenheit. Wir brauchen flächendeckend eine bessere Aufklärung.

Heute haben wir 30.000 Hektar ökologischen Landbau mit Ackerland. Es gibt EU-Regeln, nach denen sich die Biobetriebe richten müssen, und andererseits die gute fachliche Praxis, nach der die konventionellen Landwirte arbeiten. Der konventionelle Landbau hat in den letzten 5 Jahren erheblich an der Qualität der Bewirtschaftung zugelegt. Beide Systeme haben im Land Mecklenburg-Vorpommern eine echte Chance, im Sinne von Wertschöpfung und Tourismus nebeneinander zu bestehen. Es ist alles möglich. Ich bedaure sehr, dass dies passiert ist. Ihre Frage nach der Unvereinbarkeit von ökologischen und konventionell bewirtschafteten Feldern, die nebeneinander liegen, ist nicht lösbar. Wir sagen, dass wir die Entwicklungen des ökologischen Landbaus unterstützen möchten. Mit insgesamt 100 000 Hektar Ökolandbau nehmen wir mit Mecklenburg-Vorpommern einen Spitzenplatz ein. Dass es gerade die Gartenbaubetriebe besonders betrifft, ist sehr bedauerlich.

Es wurde ja bereits die Möglichkeit diskutiert, Schutzstreifen anzulegen. Das ist jedoch problematisch. Im Pulower Beispiel gibt es einen Rapsschlag von 104 Hektar und ein Melissenfeld von 1.800 qm. Wäre hier ein 30m breiter Schutzstreifen ausreichend? Wir haben auch keine fertige Lösung parat für die Probleme, die Sie ansprechen.

Herr Voss, konventioneller Landwirt aus Steinfurth (der den Schaden bei Bio-Bauer Götz verursacht hatte): Wir arbeiten nach guter fachlicher Praxis, wir halten alle Vorschriften ein, und trotzdem passieren solche Unfälle. Vielleicht müssen wir tatsächlich Randstreifen einhalten? Ich muss aber auch als normaler Landwirt die Möglichkeit haben, auf einem 25er-Boden Raps anzubauen. Sonst hätten wir keine wirtschaftliche Grundlage und könnten alle Urlaub machen.

Markus Maas: Wir diskutieren hier Fälle, wo eine Verbreitung des Mittels über hunderte von Metern stattgefunden hat. Das kann doch nicht nur auf die Fehler der Landwirte zurückzuführen sein.

Willy Götz: In meiner Umgebung wurde Brasan auf die Felder ausgebracht. Ich frage daher Sie, Herrn Hefner, als Hersteller: Haben Sie die Landwirte dahingehend beraten, dass sie Ihnen deutlich gemacht haben, dass dieses Mittel für Ihre Böden gar nicht zugelassen ist? Ja oder Nein?

Herrn Hefner: (nicht verständliche Antwort).

Willy Götz: Sie wissen also, Brasan ist für diese leichten sandigen Böden gar nicht zugelassen, und Sie haben es trotzdem verkauft? Ich möchte als Antwort nur hören: „Ja“ oder „Nein“?

Herr Hefner: Ja.

Willy Götz: Ich lese vor aus den Anwendungsbedingungen:

„Die Anwendung wird auf schweren Böden empfohlen, nicht auf Böden mit niedrigem Humus- und hohem Sandgehalt.“

Die Bundesanstalt bestätigt für diese Art von Böden ein erhöhtes Risiko. Sie haben an die betroffenen Bauern, die genau diese leichten Sandböden haben, Brasan verkauft.

Herr Hefner: Es ist die Entscheidung eines Landwirtes, ein Produkt zu kaufen. Die Bestimmungen und die Anwendungsanleitungen für dieses Produkt sind definiert. Landwirte haben eine Ausbildung, deshalb ist Sachkunde vorauszusetzen. Natürlich wird in dem Beratungsgespräch auf die Anwendungsbedingungen eingegangen. Selbstverständlich gibt es auch andere Beratungskomponenten, auch das Landespflanzenschutzamt führt Beratungen durch. Die Entscheidung des Landwirtes setzt sich aus vielen Faktoren zusammen.

Mitarbeiter von Herrn Hefner: Es ist richtig, dass zwischen leichten und schweren Böden unterschieden wird. Allerdings ist die Anwendung von Brasan auf leichten Böden nicht untersagt. Wir machen bei unseren Beratungen darauf aufmerksam, dass auf die leichten Böden hingewiesen wird, und es ist auch auf das besondere Gebiet der Clomazone-spezifischen Eigenschaften hinzuweisen, dass durch Wind leichte Abdrift passieren kann.

Christine Simon, Mitglied der Bürgerinitiative Pulow: Es ist mir einfach zu gefährlich. Ich möchte noch etwas richtigstellen: Erst auf meine Initiative hin hat sich das Gesundheitsamt mit der Sache befasst. Ich habe einen Brief geschrieben, nachgefasst und schließlich waren die MitarbeiterInnen bereit, uns zu besuchen.

In meiner Nachbarschaft haben wir in den letzten zwei Wochen diese Krankheitsfälle beobachten müssen. Über die Gefährlichkeit des Mittels kann nicht entschieden werden, indem jetzt nachträglich, wo sich die Werte längst verflüchtigt haben, Blutproben untersucht werden. Es muss getestet werden, wie sich das Mittel unmittelbar nach dem Ausbringen auswirkt, denn in dieser Zeit waren die Menschen und vor allem die Kinder hier krank. Ich fühle mich in meinem Dorf zwischen diesen Feldern nicht mehr sicher, deshalb fordere ich auch, dass sämtliche Spritzmaßnahmen sofort eingestellt werden.

Presse: Ist wirklich auf Seiten des Ministeriums über Schutzstreifen nachgedacht worden?

Herr Buchwald: Dieses Thema wird auf Bundesebene diskutiert. Pflanzenschutzmittel werden von drei verschiedenen Instituten geprüft, auch besonders in Bezug auf die Gesundheit des Menschen. Es kann trotzdem nicht ausgeschlossen werden, dass in dem einen oder anderen besonderen Fall Nebenwirkungen auftreten, genauso wie man bei einem Medikament nie ganz Nebenwirkungen ausschließen kann.

Die Frage mit den Randstreifen ist komplex: Können wir dadurch eine höhere Sicherheit gewährleisten? Hier wurde ja schon das Argument genannt, dass es sich gar nicht um Abdrift handelt. Das kann man nicht am Schreibtisch entscheiden, das muss man wissenschaftlich untersuchen.

Landwirt Herr Voss: Wir tolerieren uns gegenseitig, und ich möchte an die Vertreter der biologischen Landwirtschaft appellieren, auch Spielraum für die konventionellen Vertreter zu lassen. Ich spritze diesen Raps nicht aus Schabernack. Wir spritzen kleinste Mengen, deshalb können wir gar nicht oft genug spritzen. Wir können einmal mit 5 Litern spritzen aber auch 5 mal mit 1/2 Liter, das ist viel schonender. Trotzdem sieht es von außen so aus, als ob wir tonnenweise das Gift ausbringen. Wir spritzen vor allem dann, wenn die Pflanze noch klein ist, damit nur ein minimaler Einsatz an Mitteln notwendig ist. Das haben wir in unserem Dorf erklärt und dabei auch festgestellt, dass keine gesundheitlichen Schäden aufgetreten sind. Nach unserer Aufklärung wollten die Nachbarn gar nicht mehr, dass Proben genommen werden, aber wir haben sie sicherheitshalber trotzdem genommen. Jetzt bin ich gespannt auf die Ergebnisse.

Herr Hefner: Wir haben unabhängig davon, welches Produkt zum Einsatz kam, sofort Proben genommen. Wir stehen jederzeit für weitere Fragen zur Verfügung.

Frau Bliese, Bürgerin aus dem Dorf Waschow (und Anführerin der demonstrierenden Peenland-Angestellten): Wir leben neben einem Rapsfeld in Waschow. Wir haben keine gesundheitlichen Schäden. Wir essen alles Gemüse und unser Hund frisst auf dem Rapsfeld immer die Quecke, weil er Vitamine braucht. Diese Beschwerden treten doch nur bei Menschen auf, die zu der besagten Gruppe in Klein Jasedow gehören. Wie geht es den Leuten, die täglich dieses Mittel spritzen müssen? Das ist ein massiver Angriff der Leute auf die Peeneland GmbH!

(Bei der Versammlung der von Krankheitssymptomen betroffenen Bürgerinnen und Bürger hatten sich wenige Tage zuvor zwei den meisten offenbar unbekannte Männer hinzugesellt. Nachdem sie begonnen hatten, die Versammlung zu stören, wurden sie um Auskunft gebeten, wer sie seien und weshalb sie der Versammlung beiwohnten. Der eine sagte nichts, der andere gab an, nichts mit der Landwirtschaft zu tun zu haben, er wohne weiter weg und sei nur aus interesse hergekommen. Nach weiteren herabwürdigenden Äußerungen wurden die beiden gebeten, die Versammlung zu verlassen. Anschließend stellte sich heraus, dass beide zur Peeneland Agrar GmbH gehörten und die Spritzenfahrer waren, die das Brasan versprüht hatten. Derjenige, der gesagt hatte, er habe nichts mit Landwirtschaft zu tun, war Frau Blieses Sohn. Es dürfte sich um eine Provokation nach dem Muster der bekannten Richtlinie 1/76 gehandelt haben. Frau Bliese hatte sichgewaltsam Zutritt zur Pressekonferenz verschafft und setzte sich in der Folge an die Spitze der Mobbing-Gruppe. Seit der Wahl am 13. Juni 2004 ist Frau Bliese stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Pulow.)

Andere Bürgerin: An Ihrer Brombeerhecke waren doch auch weiße Blätter. Die hat Ihr Mann nur ruckzuck abgeschnitten.

Frau Bliese: Ja, meine Unkräuter im Garten sind auch weiß. Aber das ist doch nicht gefährlich. Ich sehe das hier als einen massiven Angriff auf die Peeneland.

Matthias Andiel: Ich lebe seit 1982 in der Gemeinde. Ich habe mir Ihre Hecke auch angesehen und dass die Vogelmiere in Ihrem Garten ebenfalls diese Zeichen aufweist. Es ist erfreulich, dass Sie keine Beschwerden haben. Ich benenne hier aber meine Tochter, die wegen starker Kopfschmerzen nicht zur Schule gehen konnte, und die hat ja wohl wirklich nichts mit Jasedow zu tun.

Es geht nicht um einen Angriff auf die Peeneland. Ganz im Gegenteil: in meinen Augen ist auch der konventionelle Landwirt ein Geschädigter. Er gerät ins Zielfeuer der ganzen Problematik. Dieses Mittel breitet sich bis in die Gewächshäuser aus, und wie sieht das in Wohnungen aus? Dafür kann der Landwirt gar nicht verantwortlich gemacht werden.

Olaf Spillner: Bei uns in Hohenbüssow treten schließlich auch gesundheitliche Probleme auf. Wenn vom Landwirtschaftsministerium gewünscht wird, dass mehr Bioprodukte im Land produziert werden, warum denn? Es gibt einen steigenden Bedarf solcher Produkte, weil es eine steigende Anzahl Allergiker gibt, die rückstandsfreie Nahrungsmittel brauchen.

Alle Menschen sind verschieden und reagieren auf die Gifte anders. Die Gruppe, die ich vertrete, sind diejenigen, die sensibel sind. Es sind die Zeigerpflanzen. Es muss auch Subventionen für die sensiblen Menschen geben, nicht nur für den Rapsanbau.

Ich habe keine Angst, dass die konventionelle Landwirtschaft zu Grunde geht, ganz im Gegenteil. Aber merkwürdigerweise zeigt diese jetzt in der Angst um ihre wirtschaftliche Grundlage mit dem Finger auf die Sensiblen, die keine Lobby haben.

Manfred Engel, Traktorist und Spritzenfahrer der Peeneland Agrar GmbH: Die Peeneland hat sich doch entschuldigt. Warum ist sie jetzt jeden Tag in der Zeitung? Hört doch auf, diesen Betrieb fertig zu machen. Wir müssen uns doch an einen Tisch setzen.

Matthias Andiel: Es ist bekannt, dass wir schon viermal die Geschäftsführer eingeladen haben, und sie sind nicht gekommen, auch heute nicht. Bitte nehmen Sie doch auf ihren Chef dahingehend Einfluss, dass er zum Gespräch bereit wird.

Johannes Heimrath: Ich denke, dass wir hier enden müssen, die Zeit ist um, und unsere Gäste haben wirklich lange durchgehalten. Es gibt noch viel zu diskutieren, aber das wird uns die nächsten Wochen beschäftigen. Wer noch Gesprächsbedarf hat, kann hierbleiben. Ansonsten haben wir den Peeneland-Arbeitern zugesagt, dass wir eine Versammlung machen, wenn sie uns einen Termin vorschlagen.

Die Versammlung löst sich auf. Vor dem Gutshaus warten die noch immer aufgebrachten Peeneland-Arbeiter und schreien Parolen. Johannes Heimrath spricht mit ihnen und erklärt einige Zusammenhänge, die ihnen offenbar nicht klar waren, z.B. dass die Ökobetriebe und die konventionellen Landwirte gegenüber der Chemie-Industrie im selben Boot sitzen, da der Image-Schaden der konventionellen Landwirtschaft auch erheblich sei, oder dass es bei der Konferenz überhaupt nicht um die Peeneland gegangen sei, sondern vielmehr die Existenzbedrohung der Bio-Betriebe in ganz Mecklenburg-Vorpommern Gegenstand war. Die Nennung der Öko-Betriebe erntet stets lautes Gelächter, das erst dann etwas verstummt, als Heimrath darauf hinweist, dass auch die beiden Peeneland-Chefs einen zertifizierten Öko-Betrieb – nämlich die „GbR Schafproduktion“ – haben, dessen Flächen jetzt ebenso kontaminiert sind. Die meisten scheinen das nicht glauben zu wollen. Einzelne besonnenere Peeneland-Mitarbeiter raten, das Gespräch zu suchen, während vor allem die Frauen die Vertreibung der Neubürger fordern. Der Hinweis, dass ihre Chefs zur Konferenz geladen waren, diese aber nicht erschienen sind, scheint die Arbeiter zu überraschen. Nach der Zusicherung, seitens der Gemeinde einen nochmaligen Versuch zu einer Annäherung zu machen, verlassen die Demonstranten schließlich den Schauplatz.