Eine deutschlandweite Studie zur Ermittlung der Belastung der Luft mit Hilfe von technischen Sammlern, Bienenbrot, Filtern aus Be- und Entlüftungsanlagen und Luftgüte-Rindenmonitoring hinsichtlich des Vorkommens von Pestizid-Wirkstoffen, insbesondere Glyphosat

Die vorliegenden Ergebnisse resultieren aus der bislang umfassendsten Studie zur Erfassung der Pestizid-Belastung in der Luft in der Bundesrepublik Deutschland. Die Daten zeigen, dass innerhalb eines Jahres Standorte ohne Pestizid-Belastung in der Luft sehr unwahrscheinlich sind. Anzahl und Zusammensetzung der nachgewiesenen Wirkstoffe sowie die Höhe der Belastung hängen vom Standort, aber auch von den Eigenschaften der Wirkstoffe selbst ab. Die Belastung ist im Allgemeinen dort höher, wo eine intensive Ausbringung von Pestiziden zu vermuten ist. Der Abstand zur nächsten potenziellen Quelle hat nur wenig Einfluss. Daher muss auch dort, wo Pestizide nicht ausgebracht werden, mit einem umfassenden Cocktail von Wirkstoffen gerechnet werden. Die Wechselwirkungen dieser Stoffe aus der Luft auf den Menschen sind noch gänzlich unbekannt. Die Ergebnisse mit nicht-biologischen Sammelmedien lassen erkennen, dass Glyphosat weiter in der Luft verbreitet ist als jeder andere untersuchte Wirkstoff. Das Auftreten dieses Pestizids direkt in der Luft wurde in diesem Umfang bislang noch nicht dokumentiert.

  • Insgesamt wurden in 163 Proben 152 Wirkstoffe nachgewiesen,

  • davon waren 138 Stoffe auf landwirtschaftliche Quellen zurückzuführen.

  • Von den 138 gefundenen Wirkstoffen waren 30 Prozent zum jeweiligen Messzeitpunkt nicht mehr oder noch nie zugelassen.

In allen Proben nicht-biologischen Ursprungs wurde Glyphosat (100 Prozent aller Standorte von Passivsammlern und Filtermatten) festgestellt. Die geringste Gesamtbelastung fand sich im Nationalpark Bayerischer Wald (Proben-Nr. 748/1007). Hier wurden neben Glyphosat noch 4 weitere Pestizid-Wirkstoffe registriert. Ein Standort im Osten Deutschlands (ProbenNr. 723/869) in einer WeinanbauRegion verzeichnete mit 31 Wirkstoffen die größte Anzahl nachgewiesener PestizidWirkstoffe an einem Standort.

Die Analyse identifiziert den Naturraum des Standorts sowie die Intensität der Landwirtschaft als wichtige Einflussfaktoren. Die Faktoren Schutzgebiete und Distanz zur nächsten potenziellen Quelle haben wenig Einfluss auf die nachgewiesenen Werte.

Original Studienzusammenfassung (englisch)

Pesticides and pesticide-related products in ambient air in Germany

Background

Tree bark measurements conducted between 2014 and 2017 in a biosphere reserve in Germany have indicated the presence of pesticides from conventional agriculture in ambient air. In the present study, we quantified pesticides and related substances in ambient air at 69 sites using passive air samplers and ventilation filter mats. It is, to our knowledge, so far the most comprehensive data set on pesticides and their related products in ambient air in Germany.

Results

Samples were collected in 2019 and analysed for over 500 substances. One hundred and nine (109) were detected, including 28 that are not approved for use in Germany. In each sampling site, we identified one to 36 substances, including locations such as national parks and forests. Here, the presence of pesticides is not expected, e.g., on the highest mountain top in the national park “Harz” (13 substances) and in the „Bavarian Forest“ (six substances). Glyphosate was recorded in every sample. More than half of passive air samplers contained chlorothalonil, metolachlor, pendimethalin, terbuthylazine, prothioconazole-desthio, dimethenamid, prosulfocarb, flufenacet, tebuconazole, aclonifen, chlorflurenol, hexachlorobenzene (HCB), and γ-hexachlorocyclohexane (γ-HCH). Filter mats also contained boscalid. The statistical analysis showed that landscape classification and agricultural intensity were the primary factors influencing the number of substances detected in ambient air. Location, such as protected areas or regions of organic farming, had only a small effect on the number of substances recorded. Medium- and long-range transport likely accounts for these findings. Extending the current sampling method will probably detect more pesticides than the data currently suggest.

Conclusions

Airborne pesticide mixtures are ubiquitous in Germany, which is particularly concerning for glyphosate, pendimethalin, and prosulfocarb. Deposition of these pesticides on organic products may disqualify them from the market, resulting in economic losses to farmers. Air concentrations of pesticides are a relevant issue and must be reduced.

Quelle
Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V.
https://www.enkeltauglich.bio/studie-pestizid-belastung-der-luft/

Durchführung
TIEM Integrierte Umweltüberwachung
Im Auftrag von: Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft & Umweltinstitut München

Links
Langfassung Studie (deutsch)

https://www.enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/2021/06/Studie_final_niedrig.pdf

Zusammenfassung (deutsch)
https://www.enkeltauglich.bio/wp-content/uploads/2021/06/20200929-Zusammenfassung-Studie_final.pdf

Environmental Science Europe Paper (englisch)
https://doi.org/10.1186/s12302-021-00553-4

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Kategorien: Studien