Mein Sohn hat zum fünften Geburtstag endlich Kaninchen bekommen. Die Kaninchen fressen Löwenzahn, und auch er weiß, dass Löwenzahn gesund ist, denn er hat ihn schon oft für Salate gepflückt.
So aß er am ersten warmen Frühlingstag, dem 17. April, ein paar Hände voll Löwenzahn direkt aus dem großelterlichen Garten. Bereits am frühen Abend juckten ihm die Augen, und in der Nacht wurde ich dann von meinem weinenden Kind geweckt. Bei eingeschaltetem Licht sehe ich nun in das Gesicht meines Sohnes, der schwer ansprechbar ist: sein Gesicht ist stark geschwollen, er hustet, klagt über Halsweh und atmet schwer.
Nach der Gabe eines Antiallergikums und der Beobachtung seiner Atmung über ein paar Stunden beginnt der nächste Tag mit roten Flecken am ganzen Körper unseres Kindes.
Diese werden erst nach drei Tagen verschwunden sein. Zwei Ärzte können mittels eines Blutbildes Allergien, vor allem gegen Löwenzahn ausschließen. Eine Pestizidvergiftung halten sie aber für wahrscheinlich, und so verbleibt eine Blutprobe zu weiteren Tests im Kühlschrank.
Auf den den Garten umgebenden Feldern fuhren vor und während des Vorfalls Landmaschinen, aus denen gespritzt wurde. Es gibt allein für Weizen 643 zugelassene „Pflanzenschutzmittel“. Der zuständige Pflanzenschutzdienst weiß nicht, welche davon wann und wo ausgebracht wurden. Kontrollen sind, nach Aus- sage dieses Amtes, kaum möglich. Was die Anwohner gesehen oder gerochen, welche Beschwerden sie womöglich haben, sei nicht von Interesse. Wichtig ist, was der Landwirt sagt und so lange „die gute landwirtschaftliche Praxis“ bei der Ausbringung der Gifte eingehalten wird, ist alles in Ordnung.
Ich weiß bis jetzt nicht, welcher Stoff seinen Zustand ausgelöst hat und was ich tun kann, damit mein Kind nicht wieder in Atemnot gerät.
Wer schützt das Grundrecht auf die Unversehrtheit meines Kindes und die Verbrauchergesundheit derer, die die Produkte aus ihrem eigenen Garten essen?
Das versuchte ich auch beim Bundesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu erfragen. Erfolglos. Nun suche ich Unterstützung bei der Aufklärung des Falles. Die Kosten für die dafür notwendigen Laboruntersuchungen sind keine Kassenleistung.
Bald sind die Erdbeeren reif.

Quelle
Tollensetaler Stimme
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Autor
Undine Spillner

Kategorien: Humusrevolution