Eine laute Lobby für einen stummen Frühling
Studie zur Lobbyarbeit der Pestizidindustrie in der EU
In einer Studie von CEO wurde die Lobbyarbeit der Pestizidindustrie gegen die europäische „Farm to Fork“ Strategie analysiert. CEO (Corporate Europe Observatory) ist eine NGO, die den Einfluss von Unternehmen und Lobbygruppen auf die EU-Politik aufdeckt.
Demnach organisierte CropLife Europe im Namen der Agrochemiekonzerne und mit aktiver Unterstützung der Regierungen von Drittländern einen heftigen Angriff auf das Ziel der EU, Ökosysteme und die öffentliche Gesundheit zu schützen, indem sie das Risiko und den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 % reduziert. Es wurden drei Haupttypen von Lobbyarbeit identifiziert:
- Finanzierung von Studien: Die Industrie kauft Studien, die die wirtschaftlichen Verluste des Agrarsektors – ausgelöst durch die Farm to Fork Strategie – zeigen und Politiker*innen damit in Angst versetzen sollen, sodass diese die Farm to Fork Strategie nicht weiter unterstützen. Negative wirtschaftliche Folgen werden in diesen Studien oft übermäßig betont. Dies ist ein Versuch gegen die Fülle wissenschaftlicher Beweise anzukommen, die die tiefgreifenden Auswirkungen des weit verbreiteten Pestizideinsatzes für unsere Umwelt und Gesundheit belegen.
- Internationaler Druck auf die EU: Eine von der US-Regierung angeführte Allianz, die den Green Deal der EU angreift und die industrielle Landwirtschaft als „nachhaltig“ anpreist, wird von Bayer, Corteva, Syngenta und ihrer Lobbygruppe Croplife International unterstützt. Sie mobilisierten zudem Regierungen von Drittländern, um die EU in Bezug auf Pestizidstandards (z. B. Pestizidrückstände in Lebensmittelimporten) unter Druck zu setzen.
- Freiwillige Verpflichtungen: Nur vier Konzerne (Syngenta-ChemChina, Bayer-Monsanto, BASF und Corteva) teilen sich 66 % des weltweiten Umsatzes. Um ihr Geschäftsmodell zu schützen und langfristig zu sichern, schlagen sie falsche und/oder andere freiwillige „Lösungen“ wie neue digitale Technologien und deregulierte neue Gentechniken vor.
Original Studienzusammenfassung (englisch)
A loud lobby for a silent spring: The pesticide industry's toxic lobbying tactics against Farm to Fork
The promised Farm to Fork target is of 50 per cent reduction in risk (by replacing the most toxic pesticides for less harmful ones) and use of pesticides. Since 2009 the EU has implemented the Sustainable Use of Pesticides directive (SUD, see Box 1), dedicated to making the use of pesticides “sustainable”: as a principle, synthetic pesticides should only be used “as a last resort”. In practice however, EU countries and institutions have miserably failed to implement this policy. The European Environment Agency concluded in 2018 that the available data of pesticide sales “does not point to a Europe wide shift towards pesticide use reducing environmental and human exposure to these chemicals”. The SUD is now being revised, and will incorporate the long-expected Farm to Fork reduction target.
Pesticides are a major cause of the dramatic biodiversity decline, an ecological disaster that is in a far more advanced stage than the climate crisis, putting in peril „the integrity of living systems“ that humans also depend upon, according to the Stockholm Resilience Center’s delineation of nine planetary boundaries; and species are going extinct 1000 times faster than in the pre-human age. […]
This report exposes key lobbying tactics used by the pesticide industry to undermine and derail the EU’s Farm to Fork targets. These tactics range from scaremongering with ‘impact studies’, mobilising third countries (notably the US) to put pressure on the EU, to distracting decision makers with voluntary commitments or other false solutions.
https://corporateeurope.org/en/2022/03/loud-lobby-silent-spring
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