Beeinträchtigung der Brutpflege von Hummeln durch Glyphosat

Eine Studie der Universität Konstanz zeigt die durch Glyphosat verursachte Beeinträchtigung der Brutpflege von Hummeln bei eingeschränkter Nahrungsverfügbarkeit. In dem wissenschaftlichen Versuch wurden 15 Hummelkolonien in zwei Untergruppen aufgeteilt: die eine Gruppe erhielt Zuckerwasser, das mit Glyphosat versetzt war, die Kontrollgruppe erhielt Zuckerwasser ohne Wirkstoff. Die verwendete Konzentration von fünf Milligramm Glyphosat pro Liter entspricht Konzentrationen, die in der Umwelt auftreten, also die natürliche Belastung von Hummeln mit Glyphosat widerspiegeln.

Hummelkolonien halten normalerweise die Temperatur im Nest konstant zwischen 28 und 35 °C, indem sie Wärme durch die Kontraktion ihrer Muskeln erzeugen. Außerhalb dieses  Temperaturbereichs entwickelt sich die Brut langsamer oder gar nicht.

Tiere, die mit glyphosathaltigem Zuckerwasser gefüttert wurden, kümmerten sich rein zeitlich weniger um ihre Brut. Wenn dazu Nahrungsmangel herrschte, die Menge des Zuckerwassers also begrenzt war, zeigte sich eine zusätzliche Beeinträchtigung der Brutpflege. Die Fähigkeit der kollektiven Wärmeregulation im Nest nahm dann um 25 % ab. Die Kombination aus Ressourcenknappheit und Pestiziden kann damit ein massives Problem für die Fortpflanzung der der Tiere darstellen.

Die Gründe für die Beeinträchtigung der Brutpflege von Hummeln durch Glyphosat sind unbekannt. Möglich wäre ein Einfluss von Glyphosat auf die Darmbakterien der Hummeln, wie er bereits bei Honigbienen nachgewiesen wurde. Alternativ könnte ein kognitiver Effekt von Glyphosat die Ursache sein, das heißt, dass sich die Hummeln schlicht nicht an die Notwendigkeit der Brutpflege erinnern oder den Temperaturabfall im Nest nicht bemerken.

Glyphosat ist das weltweit am meisten eingesetzte Herbizid von dem man lange Zeit davon ausging, dass es als Unkrautvernichtungsmittel keinen Effekt auf Insekten hat. Die vorliegende Studie reiht sich nun in die Liste der Studien ein, die einen subletalen Effekt des Herbizids auf Insekten nachweisen und zeigt die Komplexität der Zusammenhänge auf.

Original Studienzusammenfassung (englisch)

Glyphosate impairs collective thermoregulation in bumblebees

Insects are facing a multitude of anthropogenic stressors, and the recent decline in their biodiversity is threatening ecosystems and economies across the globe. We investigated the impact of glyphosate, the most commonly used herbicide worldwide, on bumblebees. Bumblebee colonies maintain their brood at high temperatures via active thermogenesis, a prerequisite for colony growth and reproduction. Using a within-colony comparative approach to examine the effects of long-term glyphosate exposure on both individual and collective thermoregulation, we found that whereas effects are weak at the level of the individual, the collective ability to maintain the necessary high brood temperatures is decreased by more than 25% during periods of resource limitation. For pollinators in our heavily stressed ecosystems, glyphosate exposure carries hidden costs that have so far been largely overlooked.

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